Beim Prostatakrebs, auch als Prostatakarzinom bezeichnet, handelt es sich um einen malignen Tumor, der die Prostata, die Vorsteherdrüse des Mannes, betrifft. In Deutschland ist Prostatakrebs die am häufigsten auftretende Krebserkrankung bei Männern. Jährlich werden landesweit etwa 62.000 neue Fälle nach Angaben des Robert Koch-Instituts diagnostiziert. Somit ist es die am weitesten verbreitete Krebsart bei Männern in Deutschland. Das Prostatakarzinom nimmt einen Anteil von ungefähr 12 Prozent an den krebsbedingten Todesfällen ein und steht somit an zweiter Stelle der tödlich verlaufenden Krebserkrankungen.
Die genauen Ursachen von Prostatakrebs sind nach wie vor größtenteils unbekannt. Allerdings sind bestimmte Faktoren bekannt, die das Risiko für die Entstehung dieser Krankheit erhöhen können. Wesentliche Einflussfaktoren sind dabei das Alter sowie die genetische Veranlagung. Auch Umweltfaktoren wie Ernährung, Lebensstil und möglicherweise berufliche Bedingungen könnten eine Rolle spielen.
Einfluss des Alters:
Das Alter stellt den bedeutendsten Risikofaktor für Prostatakrebs dar. Während das Erkrankungsrisiko eines 35-Jährigen, in den nächsten 10 Jahren an Prostatakrebs zu erkranken, bei unter 0,1 Prozent liegt, steigt dieses Risiko bei einem 75-Jährigen auf 5 Prozent an.
Familiäre Veranlagung:
Männer, bei denen nahe Verwandte bereits Prostatakrebs hatten, zeigen ein erhöhtes Risiko, selbst zu erkranken. Ist der Vater betroffen, verdoppelt sich das Risiko, bei einem Bruder mit Prostatakrebs ist es sogar bis zu dreimal höher als bei der übrigen männlichen Bevölkerung. Insbesondere wenn mehrere Familienmitglieder betroffen sind und diese bei der Diagnose noch jung waren, steigt das Risiko für andere männliche Familienmitglieder, ebenfalls an Prostatakrebs zu erkranken.
Wichtig: Männer mit familiärer Vorgeschichte sollten ab dem 45. Lebensjahr eine Früherkennungsuntersuchung in Erwägung ziehen.
Rolle der Hormone:
Hormone spielen eine bedeutende Rolle bei der Entstehung von Prostatakrebs, obwohl ihre genaue Funktion noch nicht vollständig verstanden ist. Klar ist jedoch, dass ohne das männliche Geschlechtshormon Testosteron, welches vorwiegend in den Hoden produziert wird, kein Prostatakrebs entstehen kann. Testosteron ist für die normale Funktion der Prostata essentiell, fördert jedoch auch das Wachstum von Prostatakrebszellen. Auffällig ist, dass Männer, die in jungen Jahren einen Hodenverlust erlitten haben, äußerst selten an Prostatakrebs erkranken.
Andere Risikofaktoren:
Tabakkonsum, Alkohol, Ernährung und Lebensstil erhöhen generell das Krebsrisiko. Prostatakrebs ist bei Männern afrikanischer Herkunft häufiger anzutreffen, während er in Asien, insbesondere in China und Japan, weniger verbreitet ist. Diese Unterschiede könnten auf genetische Faktoren oder unterschiedlichen Lebensstilen und Ernährungsgewohnheiten beruhen.
In Bezug auf Fettleibigkeit, berufsbedingte Risiken und entzündliche Prozesse in der Prostata gibt es bisher noch keine eindeutigen Übereinstimmungen unter Experten. Es liegen komplexe und teils widersprüchliche Daten aus wissenschaftlichen Studien vor, die bisher keine klaren Schlussfolgerungen bezüglich des Prostatakrebsrisikos zulassen. Hingegen ist klar, dass mangelnde körperliche Aktivität das generelle Krebsrisiko erhöhen kann.
Typische Frühsymptome eines malignen Prostatatumors sind nicht vorhanden. In der Anfangsphase bemerkt der Betroffene normalerweise keine Veränderungen. Beschwerden treten in der Regel erst auf, wenn der Tumor eine gewisse Größe erreicht hat und auf die Harnröhre drückt oder wenn Metastasen, also Tochtergeschwülste, außerhalb der Prostata, typischerweise im Knochen, auftreten.
Folgende Symptome können auftreten:
- Häufiger Harndrang, insbesondere nachts
- Probleme beim Starten des Urinierens
- Unfähigkeit zu urinieren (Harnverhaltung)
- Schwacher oder unterbrochener Harnfluss
- Schmerzhafte Ejakulation
- Blut im Urin oder im Samen
- Starke Schmerzen im unteren Rücken, im Becken, in den Hüften oder Oberschenkeln (Ischiasschmerzen)
- Schwächere Erektion oder Impotenz
- Verminderte Menge an Samenflüssigkeit
Auch wenn diese Symptome oft auf gutartige Prostatavergrößerung hinweisen, ist es wichtig, sofort einen Arzt aufzusuchen, wenn Sie bei sich eines oder mehrere dieser Anzeichen bemerken.
Bei Männern ab dem 50. Lebensjahr zeigen sich häufig Veränderungen in der Prostata, die Drüse im männlichen Fortpflanzungssystem. Dies kann die gutartige Vergrößerung, Benigne Prostatahyperplasie (BPH), umfassen, die meist im Bereich um die Harnröhre entsteht. Hierdurch kann es zu Beschwerden wie häufigem Harndrang und schwächerem Harnstrahl kommen. Die BPH wird meist medikamentös behandelt oder in einigen Fällen operativ entfernt.
Für eine genaue Diagnose, ob es sich um BPH oder bösartige (maligne) Veränderungen, also Krebs, handelt, sind verschiedene Untersuchungen erforderlich, die Parallelen zur Früherkennung aufweisen.
Tastuntersuchung (Digital-rektale Tastuntersuchung - DRU)
Die DRU ist ein einfaches Verfahren, das bei etwa einem Fünftel der Patienten das Prostatakarzinom aufspürt. Jedoch ist sie allein nicht ausreichend für die Diagnose, da nur größere Karzinome erkannt werden können.
PSA-Test (Prostataspezifisches Antigen)
Der Nachweis von PSA im Blut liefert Hinweise auf das Vorhandensein eines Prostatakarzinoms. Ein Verdacht besteht bei auffällig hohen Werten (über 4 ng/ml) oder plötzlichem Anstieg. Weitere Tests sind nötig, um den Verdacht zu bestätigen oder auszuschließen.
Transrektaler Ultraschall (TRUS)
Durch TRUS wird die Prostata und Umgebung per Ultraschallsonde im Enddarm sichtbar gemacht. Diese schmerzfreie Untersuchung kann jedoch als unangenehm empfunden werden. Sie ergänzt die Tastuntersuchung zur genaueren Bestimmung von Tumorgröße, -lage und -ausdehnung.
Multiparametrische Magnetresonanztomographie (mpMRT)
Die mpMRT erfasst neben Prostatavolumen auch andere Parameter wie Zelldichte, Stoffwechselvorgänge und Durchblutung. Dies ermöglicht genauere Einschätzungen von Tumoren und Operationsmöglichkeiten. Die mpMRT wird in Verbindung mit Biopsien eingesetzt, um Gewebe gezielt aus auffälligen Bereichen zu entnehmen.
Gewebeentnahme (Biopsie)
Bei auffälligen Befunden oder hohen PSA-Werten kann eine Biopsie durchgeführt werden. Unter Ultraschallkontrolle werden Gewebeproben aus der Prostata entnommen. Dieses Gewebe wird histologisch untersucht, um Krebszellen zu identifizieren.
Ausbreitungsdiagnostik
Bei Verdacht auf fortgeschrittene Erkrankung kommen bildgebende Methoden zum Einsatz. Die Skelettszintigrafie sucht nach Knochenmetastasen, die PSMA-PET/CT kann Metastasen aufspüren und MRT/CT dienen der Suche nach Lymphknotenbefall.
Insgesamt ermöglichen diese Diagnoseverfahren eine präzise Einschätzung und bieten die Grundlage für die Wahl der bestmöglichen Behandlung.
Sobald die Diagnose Prostatakrebs gestellt ist und das Stadium der Erkrankung bestimmt wurde, erfolgt in enger Absprache zwischen Arzt und Patient die Wahl der passenden Therapie. Aktuell stehen verschiedene Behandlungsansätze für das Prostatakarzinom zur Verfügung:
Die Entscheidung für eine bestimmte Therapie hängt davon ab, ob der Tumor zum Zeitpunkt der Diagnose lokal begrenzt ist oder bereits in umliegendes Gewebe eingedrungen ist und Metastasen in Lymphknoten oder anderen Organen gebildet hat.
Je nach Situation wird zwischen kurativer (heilender) und palliativer (lindernder) Behandlung unterschieden:
Sobald die Diagnose Prostatakrebs gestellt ist und das Ausmaß sowie das Stadium der Erkrankung ermittelt wurden, treffen der Arzt und der Patient gemeinsam Entscheidungen über die geeigneten Behandlungsoptionen. Hier finden Sie Informationen zu den verschiedenen Behandlungsmethoden, die im Frühstadium des Prostatakrebses in Betracht gezogen werden können:
Abwarten:
Der Prostatakrebs zählt zu den Tumoren, die oft langsam wachsen und nicht immer unmittelbare Gefahren für die Betroffenen darstellen. Da Tumore immer häufiger in einem sehr frühen Stadium erkannt werden, kann es sein, dass eine Behandlung eingeleitet wird, obwohl der Krebs nie Probleme verursacht hätte. Deshalb muss sorgfältig abgewogen werden, ob der Nutzen einer Behandlung im Verhältnis zu den Risiken und erwarteten Nebenwirkungen steht. Daher spielen abwartende Strategien bei Prostatakrebs eine wichtige Rolle. Es gibt zwei Ansätze: "Abwartendes Beobachten" und "Aktive Überwachung".
Operation:
Strahlentherapie:
Lokale Therapieverfahren (Fokale Therapie):
Hormonentzugstherapie:
Es ist wichtig zu beachten, dass jede Behandlungsmethode individuelle Vor- und Nachteile hat. Die Wahl der geeigneten Therapie sollte in enger Abstimmung mit dem behandelnden Arzt getroffen werden.
Selbst wenn der Prostatakrebs bereits fortgeschritten ist, stehen verschiedene Möglichkeiten der Behandlung zur Verfügung. Hier sind Informationen zu den verschiedenen Therapieansätzen für dieses Stadium:
Abwartende Beobachtung:
Wenn der Krebs bereits Metastasen gebildet hat, kann es eine Option sein, vorerst keine aktive Behandlung durchzuführen. Diese Methode wird gewählt, solange keine Symptome auftreten. So werden Nebenwirkungen der Behandlung vermieden. Erst wenn beispielsweise Knochenmetastasen Schmerzen verursachen, beginnt eine palliative Behandlung wie die Hormontherapie.
Hormonelle Therapie:
In dieser Phase ist die hormonelle Therapie eine gängige Wahl, um das Wachstum des Tumors vorübergehend zu stoppen. Sie kann direkt nach der Diagnose eines fortgeschrittenen Prostatakarzinoms begonnen werden. Wenn der Tumor jedoch noch keine Symptome verursacht, kann man abwarten, bis solche auftreten. Ziel der Hormontherapie ist es, die Produktion von Androgenen zu unterdrücken oder ihre Wirkung auf Tumorzellen zu hemmen. Die möglichen Nebenwirkungen sind vielfältig und reichen von Hitzewallungen bis hin zum Verlust der Libido.
Zielgerichtete Therapie:
Eine neuere Option ist die zielgerichtete Therapie mit PARP-Inhibitoren wie Olaparib. Diese Therapie kann bei Patienten mit nachgewiesenen BRCA1- oder BRCA2-Mutationen angewendet werden, deren metastasierter Prostatakrebs trotz Behandlung mit hormonellen Substanzen fortschreitet. Diese Mutationen beeinträchtigen die Reparatur der DNA, und Olaparib blockiert Enzyme, die an dieser Reparatur beteiligt sind.
Chemotherapie:
Die Chemotherapie mit Zytostatika hemmt das Wachstum von Krebszellen und wird eingesetzt, wenn andere Optionen erschöpft sind oder wenn eine rasche und intensive Therapie erforderlich ist. Sie kann jedoch stärkere Nebenwirkungen haben als andere Therapien.
Therapie von Knochenmetastasen:
Knochenmetastasen können Schmerzen verursachen und das Risiko von Knochenbrüchen erhöhen. Es gibt Möglichkeiten wie gezielte Bestrahlung, radionuklidbasierte Therapie, Antikörper wie Denosumab und Bisphosphonate, um die Beschwerden zu lindern und Komplikationen zu verringern.
Supportive und komplementäre Therapie:
Supportive Maßnahmen wie Schmerzmanagement, Ernährungsberatung und Behandlung von Nebenwirkungen sind wichtig, um die Lebensqualität aufrechtzuerhalten. Komplementäre Therapien wie pflanzliche Präparate können ergänzend wirken, sollten jedoch in Abstimmung mit dem behandelnden Arzt verwendet werden.
Schmerzbehandlung:
Schmerzen können die Lebensqualität stark beeinträchtigen. Eine effektive Schmerzbehandlung, einschließlich rechtzeitiger Schmerzmittelgabe, ist entscheidend, um die Schmerzen unter Kontrolle zu halten.
Alternative und experimentelle Therapien:
Es gibt zahlreiche alternative und experimentelle Ansätze, jedoch sollten diese sorgfältig hinsichtlich ihrer Wirksamkeit und Sicherheit geprüft werden. Eine enge Absprache mit dem behandelnden Arzt ist ratsam, um Verzögerungen in der etablierten Behandlung zu vermeiden.
Die Entscheidung für eine spezifische Behandlung im fortgeschrittenen Stadium des Prostatakrebses sollte individuell getroffen werden, unter Berücksichtigung der Tumorcharakteristika, des Gesundheitszustands des Patienten und seiner persönlichen Präferenzen.